Nachhaltiges Investieren gewinnt in der Finanzwelt zunehmend an Bedeutung. Anleger suchen verstärkt nach Möglichkeiten, ihr Geld nicht nur gewinnbringend, sondern auch umweltfreundlich und sozial verantwortlich anzulegen. Diese Entwicklung spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit wider und hat einen Einfluss auf den gesamten Finanzmarkt. Nachhaltige ETFs und Investmentfonds bieten Anlegern die Chance, ihre Kapitalanlage mit ökologischen und ethischen Werten in Einklang zu bringen.
Der Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte des nachhaltigen Investierens. Er erklärt den Trend zu Sustainable Finance und stellt unterschiedliche Ansätze vor, wie Impact Investing und die Berücksichtigung von ESG-Kriterien. Auch die Rolle der EU-Taxonomie und nachhaltige Banken werden behandelt. Darüber hinaus geht der Text auf grüne Anleihen ein und zeigt Wege auf, die Altersvorsorge nachhaltig zu gestalten. Das Ziel ist es, Anlegern einen umfassenden Überblick über die Möglichkeiten zu geben, Rendite und Umweltschutz miteinander zu verbinden.
Der Trend zu nachhaltigen Investments
Wachsende Nachfrage
Nachhaltige Investments erfahren in der Finanzwelt einen bemerkenswerten Aufschwung. Die Nachfrage nach sowie das Angebot an nachhaltigen Vermögensanlagen steigen kontinuierlich. Dies zeigt sich besonders deutlich in der Entwicklung der letzten Jahre. Im Jahr 2021 flossen mehr als 500 Milliarden US-Dollar in nachhaltige, ESG-integrierte Fonds, was zu einem 55%igen Wachstum des verwalteten Vermögens in diesen Produkten beitrug.
In der Schweiz hat sich das Angebot an nachhaltigen Publikumsfonds im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 2.155 Fonds erhöht. Dies entspricht bereits dem Fünffachen des Angebots vor fünf Jahren. Trotz dieses beeindruckenden Wachstums machen nachhaltige Fonds erst 22 Prozent aller Publikumsfonds auf dem Schweizer Markt aus. Die hohe Beliebtheit dieser Investments zeigt sich jedoch in den Kapitalflüssen: Anleger investierten im vergangenen Jahr mehr als 90 Prozent aller neu allozierten Gelder in entsprechende Gefässe.
Treibende Faktoren
Mehrere Faktoren treiben diesen Trend voran. Ein wesentlicher Aspekt ist das wachsende Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Gesellschaft. Anleger, vom einzelnen Sparer bis hin zu grossen Institutionen, richten einen immer grösseren Anteil ihrer Portfolios auf nachhaltige Strategien aus. Sie möchten mit ihrem Kapital zur Schaffung einer nachhaltigeren Welt beitragen.
Die EU-Regulatorik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle als Treiber der Impact-Thematik. Sie verknüpft die Marktpraxis mit regulatorischen Anforderungen und fördert so die Entwicklung nachhaltiger Investmentprodukte. Zudem hat die Nutzung neuer Technologien Fondsmanagern spannende Möglichkeiten eröffnet, auf die steigende Nachfrage zu reagieren. Dies führt zu einer deutlichen Verbesserung der Unternehmenstransparenz, da neue Datenquellen bessere Einblicke in die Unternehmensführung unter ESG-Gesichtspunkten ermöglichen.
Zukunftsperspektiven
Die Zukunftsaussichten für nachhaltige Investments sind vielversprechend. Es wird erwartet, dass das Wachstum der ESG-fokussierten Investments auch im Jahr 2022 und weit darüber hinaus anhalten wird. Die steigende Nachfrage wird weiterhin von den Anlegern selbst vorangetrieben.
Ein wichtiger Aspekt für die Zukunft ist die Verbesserung der nachhaltigen Finanzkompetenz. Eine Studie zeigt, dass die Finanzkompetenz in der Schweiz zwar vergleichsweise hoch ist, die befragten Haushalte aber nur über ein geringes Wissen über nachhaltige Finanzen verfügen. Dies macht Anleger anfälliger für potenziell irreführendes Marketing und Greenwashing. Transparente Regulierungsstandards und Informationskampagnen könnten dazu beitragen, die nachhaltige Finanzkompetenz zu verbessern.
Ab 2024 dürfte der Trend zu mehr nachhaltigen Investments eine neue Dynamik entfalten: Banken werden künftig die Nachhaltigkeitsvorlieben ihrer privaten Kundschaft zwingend erheben und passende Anlagelösungen anbieten müssen. Dies wird voraussichtlich zu einem weiteren Anstieg des Angebots an nachhaltigen Fonds führen.
Verschiedene Ansätze nachhaltiger Geldanlagen
Nachhaltige Geldanlagen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Bei True Wealth beispielsweise entscheiden sich rund ein Viertel der Neukunden für ein nachhaltiges Anlageportfolio. Die Finanzindustrie reagiert auf dieses Bedürfnis mit einer Vielzahl von Anlageprodukten, die nicht nur finanzielle Renditen versprechen, sondern auch positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben sollen. Dabei haben sich verschiedene Ansätze entwickelt, die Anleger bei der Auswahl nachhaltiger Investments unterstützen.
Best-in-Class
Der Best-in-Class-Ansatz ist ein weit verbreitetes Investitionsprinzip im Bereich der Nachhaltigkeit. Bei dieser Strategie werden aus einem grossen Anlageuniversum diejenigen Unternehmen ausgewählt, die in ihrer Branche die effizientesten Nachhaltigkeitsstrategien umsetzen. Die Bewertung erfolgt oft anhand der ESG-Kriterien (Environment, Social and Governance), die messen, inwieweit ein Unternehmen auf Umweltschutz, soziale Verantwortung und ethische Unternehmensführung im Vergleich zur Konkurrenz achtet.
Ein bekanntes Beispiel für die Anwendung des Best-in-Class-Ansatzes ist der Dow Jones Sustainability Index. Hier prüfen Finanzinstitutionen die Nachhaltigkeit von Unternehmen und wählen die Besten einer Branche aus. Die Auflistung in solchen Indizes gilt unter Konzernen als Gütesiegel und hat einen grossen Einfluss auf das Nachhaltigkeitsmanagement.
Befürworter argumentieren, dass dieser Ansatz einen ökologischen Wettbewerb fördert und grosse Unternehmen dazu bewegt, nachhaltiger zu agieren. Kritiker hingegen bemängeln, dass Unternehmen nach dem Best-in-Class-Ansatz nicht zwingend sehr nachhaltig arbeiten müssen, sondern lediglich besser als ihre Konkurrenz sein müssen.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien haben sich als Standard nachhaltiger Anlagen etabliert. Bei diesem Ansatz werden bestimmte Unternehmen, Branchen oder sogar ganze Staaten aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen. Dies kann aus wertebasierten Gründen erfolgen, beispielsweise wenn Unternehmen aus der Alkohol- oder Tabakbranche ausgeschlossen werden.
Viele Fonds wenden zusätzlich ein normbasiertes Screening an. Dabei werden Investmentobjekte ausgeschlossen, die gegen klar definierte Normen verstossen. Ein häufig verwendeter Normenkatalog ist der UN Global Compact, der Prinzipien zu Menschenrechten, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung umfasst.
Es ist wichtig zu beachten, dass die alleinige Anwendung von Ausschlusskriterien nach den Richtlinien der Swiss Funds & Asset Management Association (AMAS) nicht ausreicht, um einen Fonds als nachhaltig zu klassifizieren. Die AMAS fordert die Kombination mehrerer Nachhaltigkeitsansätze.
Impact Investing
Impact Investing geht über die anderen Ansätze hinaus und zielt darauf ab, mit der Investition eine messbare positive Wirkung zu erzielen. Bei dieser Strategie werden gezielt Unternehmen und Projekte unterstützt, die neben einer finanziellen Rendite auch einen nachweisbaren Beitrag zur Lösung sozialer oder ökologischer Probleme leisten.
Die Wirkung wird häufig anhand der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bemessen. Wichtige wirkungsorientierte Anlageklassen sind Impact-Fonds und Green Bonds. Impact-Fonds investieren in Unternehmen, die direkt oder indirekt zur Erreichung eines oder mehrerer SDGs beitragen. Green Bonds sind Anleihen, die zweckgebunden zur Finanzierung umweltfreundlicher Projekte eingesetzt werden.
Ein Beispiel für einen Index, der Impact Investing umsetzt, ist der Natur-Aktien-Index. Dieser umfasst derzeit 30 internationale Unternehmen und arbeitet sowohl mit Negativ- als auch mit Positivkriterien.
Jeder dieser Ansätze hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Anleger sollten sich bewusst sein, dass kein einzelner Ansatz perfekt ist und dass eine Kombination verschiedener Strategien oft zu einem ausgewogeneren nachhaltigen Portfolio führt. Es ist ratsam, sich eingehend mit den verschiedenen Ansätzen auseinanderzusetzen und eigene Recherchen durchzuführen, um die für die eigenen Werte und Ziele am besten geeignete Anlagestrategie zu finden.
ESG-Ratings verstehen und nutzen
Bedeutung der Ratings
ESG-Ratings haben eine zentrale Bedeutung für nachhaltiges Investieren erlangt. Sie bewerten die Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken von Unternehmen und bieten Investoren einen Einblick in die Nachhaltigkeitsleistung potenzieller Anlageobjekte. Diese Bewertungen spielen eine wichtige Rolle bei Investitionsentscheidungen und der Gestaltung nachhaltiger Portfolios.
Obwohl ESG-Ratings hauptsächlich für börsennotierte Unternehmen verwendet werden, bewerten einige Anbieter auch Staaten, Regierungen und Fonds. Die Ratings richten sich primär an Investoren, die diese Informationen nutzen, um die Nachhaltigkeitsperformance der Unternehmen in ihren Portfolios zu analysieren und zu vergleichen.
Bewertungsmethoden
Die Berechnung von ESG-Ratings erfolgt anhand gewichteter Kriterien, wobei die Gewichtung je nach Branche variieren kann. Die Bewertungen basieren auf verschiedenen Datenquellen, darunter Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen, öffentliche Informationen und in einigen Fällen auch proprietäre Datenquellen der Ratinganbieter.
Zu den wichtigsten Themen, die bei der Erstellung eines ESG-Scores berücksichtigt werden, gehören:
- Umwelt: CO2-Emissionen, Ressourcenverbrauch, Abfallmanagement
- Soziales: Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Produktverantwortung
- Unternehmensführung: Transparenz, Ethik, Risikomanagement
Die Methoden der Datenverarbeitung und Analyse variieren stark zwischen den verschiedenen Ratinganbietern. Einige, wie ISS, MSCI und Sustainalytics, verwenden eine Kombination aus Algorithmen und manuellen ESG-Analysen, während andere ausschliesslich auf algorithmische Bewertungen setzen.
Kritische Betrachtung
Trotz ihrer Bedeutung für nachhaltiges Investieren stehen ESG-Ratings auch in der Kritik. Ein Hauptkritikpunkt ist der Mangel an Standardisierung und Transparenz in den Bewertungsmethoden. Dies führt dazu, dass die Ratings verschiedener Anbieter oft nicht direkt miteinander vergleichbar sind und es zu erheblichen Unterschieden in den Bewertungen kommen kann.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Aktualität der Daten. Viele Ratings basieren auf statischen Informationen aus Nachhaltigkeitsberichten, was dazu führen kann, dass aktuelle Entwicklungen und Ereignisse nicht zeitnah berücksichtigt werden. Innovative Ansätze wie der KI-basierte ESG-Tracker von eMentalist.ai versuchen, dieses Problem zu lösen, indem sie Echtzeitdaten aus Nachrichten und sozialen Medien in die Bewertung einbeziehen.
Es wird auch diskutiert, ob ESG-Ratings tatsächlich zu mehr Nachhaltigkeit führen oder ob sie lediglich als Marketinginstrument für Unternehmen dienen. Kritiker argumentieren, dass Unternehmen lernen können, wie sie ein gutes Rating erzielen, ohne notwendigerweise nachhaltiger zu werden.
Trotz dieser Kritikpunkte wird erwartet, dass die Bedeutung von ESG-Ratings in Zukunft weiter zunehmen wird. Es gibt Bestrebungen zur stärkeren Regulierung und Standardisierung der Bewertungsmethoden. Die europäische Finanzaufsicht ESMA fordert beispielsweise eine einheitliche Definition von ESG-Ratings und eine Registrierungspflicht für Ratingagenturen.
Für Anleger ist es wichtig, die Grenzen und Möglichkeiten von ESG-Ratings zu verstehen. Sie sollten als ein Instrument unter vielen betrachtet werden, um die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu beurteilen. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Bewertungsmethoden und die Berücksichtigung mehrerer Datenquellen können zu fundierteren Investitionsentscheidungen im Bereich des nachhaltigen Investierens führen.
Die Rolle der EU-Taxonomie für nachhaltige Investments
Hintergrund und Ziele
Die EU-Taxonomie ist ein zentrales Element des europäischen Green Deals und des Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Sie wurde als Klassifizierungssystem eingeführt, um ein einheitliches Verständnis von ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten zu schaffen. Das Hauptziel der Taxonomie besteht darin, Kapitalströme in nachhaltige Investitionen zu lenken und damit die Transformation der Wirtschaft hin zur europäischen Klimaneutralität bis 2050 zu unterstützen.
Die Verordnung definiert sechs Umweltziele:
- Klimaschutz
- Anpassung an den Klimawandel
- Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
- Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
- Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
- Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme
Eine Wirtschaftstätigkeit gilt als ökologisch nachhaltig, wenn sie zu mindestens einem dieser Ziele einen wesentlichen Beitrag leistet, ohne die anderen erheblich zu beeinträchtigen. Zusätzlich müssen soziale und arbeitsrechtliche Mindeststandards eingehalten werden.
Umsetzung in der Praxis
Die praktische Umsetzung der EU-Taxonomie erfolgt durch detaillierte technische Bewertungskriterien, die in delegierten Rechtsakten festgelegt sind. Diese Kriterien definieren, wann eine Wirtschaftstätigkeit als taxonomiekonform gilt. Unternehmen müssen nun ihre Aktivitäten anhand dieser Kriterien bewerten und darüber berichten.
Die Berichterstattung umfasst drei Hauptkennzahlen:
- Anteil der Umsatzerlöse aus taxonomiekonformen Aktivitäten
- Anteil der Investitionsausgaben (CapEx) für taxonomiekonforme Aktivitäten
- Anteil der Betriebsausgaben (OpEx) für taxonomiekonforme Aktivitäten
Diese Kennzahlen müssen nach vorgegebenen Meldebögen-Vorlagen offengelegt werden. Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) werden diese Angaben Teil des Lageberichts und unterliegen einer Prüfpflicht.
Der Anwenderkreis der EU-Taxonomie wird schrittweise erweitert:
- Seit Januar 2021: Grosse kapitalmarktorientierte Unternehmen von öffentlichem Interesse
- Ab Januar 2025: Grosse Kapitalgesellschaften unabhängig von der Kapitalmarktorientierung
- Ab Januar 2026: Kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen (ohne Kleinstunternehmen)
Herausforderungen
Die Implementierung der EU-Taxonomie stellt viele Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Ein Hauptproblem sind die weitreichenden Auslegungs- und Interpretationsspielräume, die zu Unklarheiten bei der Identifizierung von Wirtschaftsaktivitäten und der Konformitätsprüfung führen.
Die Komplexität der Berichterstattung erfordert einen erhöhten Qualifikations- und Personalbedarf. Unternehmen müssen neue interne Kontrollprozesse implementieren, ihre Datenerfassung erweitern und ihre IT-Systeme anpassen. Dies führt zu einem signifikanten Ressourcenaufwand, sowohl finanziell als auch personell.
Die Datenverfügbarkeit stellt eine weitere Herausforderung dar. Viele Unternehmen verfügen noch nicht über die notwendigen Daten in der erforderlichen Form. Dies erfordert eine Anpassung der internen Prozesse und IT-Systeme zur Datenerfassung und -verarbeitung.
Trotz dieser Herausforderungen bietet die frühzeitige Auseinandersetzung mit der EU-Taxonomie auch Chancen. Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsbemühungen entsprechend ausrichten, können von einem gesteigerten Vertrauen seitens der Investoren und Stakeholder profitieren. Die Taxonomie kann als Instrument zur Vorbeugung von Greenwashing dienen und die Umsetzung umweltfreundlicher Praktiken erleichtern.
Für Finanzmarktteilnehmer und Investoren schafft die EU-Taxonomie mehr Transparenz und Vergleichbarkeit bei nachhaltigen Investments. Sie ermöglicht es, Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsperformance unmittelbar miteinander zu vergleichen und Finanzmittel gezielt in ökologisch wirtschaftende Unternehmen zu lenken.
Die EU-Kommission überprüft die technischen Bewertungskriterien regelmässig und passt sie an neue Erkenntnisse und technologische Entwicklungen an. Dies unterstreicht den dynamischen Charakter der Taxonomie und die Notwendigkeit für Unternehmen, sich kontinuierlich mit den Anforderungen auseinanderzusetzen.
Nachhaltige Banken und Finanzdienstleister
Geschäftsmodelle
Nachhaltige Banken und Finanzdienstleister haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Diese Institute zeichnen sich dadurch aus, dass sie Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihres Geschäftsmodells stellen. Sie berücksichtigen nicht nur finanzielle Aspekte, sondern auch ökologische und soziale Faktoren bei ihren Geschäftsentscheidungen.
Ein Beispiel für eine solche Bank ist die GLS Bank, die seit 50 Jahren für eine sozial-ökologische Geldanlage steht. Sie hat umfangreiche Anlage- und Finanzierungskriterien entwickelt, die einen klaren Fokus auf Umwelt und Soziales legen. Die Bank konzentriert sich auf sechs Branchen, in denen sie die nachhaltige Transformation vorantreiben möchte: Erneuerbare Energien, Ernährung, Nachhaltige Wirtschaft, Soziales und Gesundheit, Bildung und Kultur sowie Wohnen.
Ähnlich arbeitet auch die Triodos-Bank, die den Wandel finanzieren und gleichzeitig das Finanzsystem verändern möchte. Beide Banken legen grossen Wert auf eine sorgfältige Prüfung ihrer Kunden und haben klare Ausschlusskriterien für Investitionen und Finanzierungen festgelegt.
Angebote
Nachhaltige Banken bieten eine breite Palette von Finanzprodukten und -dienstleistungen an, die sich an ökologischen und sozialen Kriterien orientieren. Dazu gehören:
- Nachhaltige Girokonten und Sparanlagen
- Ethische Investmentfonds
- Grüne Anleihen
- Nachhaltige Kredite und Hypotheken
- ESG-Linked Loans
Ein besonderer Fokus liegt auf der Finanzierung nachhaltiger Projekte und Unternehmen. Die GLS Bank beispielsweise prüft jede Kreditanfrage einzeln und unterstützt dabei durch eine hauseigene Nachhaltigkeits-Research-Abteilung. Projekte oder Unternehmen, die nicht den strengen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen, werden nicht finanziert.
Auch Förderbanken wie die NRW.BANK spielen eine wichtige Rolle im Bereich der nachhaltigen Finanzierung. Sie bieten zinsgünstige Darlehen, Eigenkapital und Risikoteilungen mit den Hausbanken der Fördernehmenden an. Besonders attraktiv sind dabei die langen Laufzeiten und Zinsbindungen.
Vergleich zu konventionellen Banken
Im Vergleich zu konventionellen Banken zeichnen sich nachhaltige Finanzinstitute durch folgende Merkmale aus:
- Strikte Nachhaltigkeitskriterien: Nachhaltige Banken haben oft strengere Kriterien als die EU-Richtlinien für grüne Anlagen vorgeben.
- Transparenz: Sie legen grossen Wert auf Transparenz in Bezug auf ihre Investitionen und Finanzierungen.
- Ganzheitlicher Ansatz: Statt sich nur auf einzelne nachhaltige Produkte zu konzentrieren, richten sie ihr gesamtes Geschäftsmodell an Nachhaltigkeitskriterien aus.
- Ausschlusskriterien: Sie haben klare Ausschlusskriterien für Investitionen in bestimmte Branchen oder Unternehmen, die nicht ihren ethischen Standards entsprechen.
- Wirkungsorientierung: Nachhaltige Banken streben danach, eine positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft zu erzielen.
Interessanterweise können nachhaltige Banken trotz ihrer strengeren Kriterien oft mit den Konditionen konventioneller Banken mithalten. Die GLS Bank beispielsweise gibt an, dass sie mit ihren Konditionen problemlos mit der Konkurrenz mithalten kann.
Ein weiterer Vorteil nachhaltiger Banken ist die Stärkung der Reputation und Glaubwürdigkeit ihrer Kunden. Unternehmen, die mit nachhaltigen Banken zusammenarbeiten, können dies gegenüber ihren Stakeholdern als Nachweis ihres Engagements für Nachhaltigkeit nutzen.
Allerdings stehen nachhaltige Banken auch vor Herausforderungen. Die Beurteilung und Steuerung von Risiken bei nachhaltigen Investments kann komplex sein. Es wird darauf hingewiesen, dass die Wahrnehmung, nachhaltige Geldanlagen seien mit geringeren Risiken behaftet, durchaus streitbar ist. Die hohe Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten erschwert gegenwärtig die Beurteilung, ob es sich um grundlegend andere Risiko-Rendite-Profile handelt.
Insgesamt zeigt sich, dass nachhaltige Banken und Finanzdienstleister eine wichtige Rolle bei der Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft spielen. Sie bieten Anlegern und Unternehmen die Möglichkeit, ihre finanziellen Entscheidungen mit ihren ethischen und ökologischen Werten in Einklang zu bringen.
Grüne Anleihen und Sustainability-Linked Bonds
Funktionsweise
Grüne Anleihen, auch als Green Bonds bekannt, sind Finanzinstrumente, die für die Finanzierung umweltfreundlicher und klimaschonender Projekte eingesetzt werden. Sie unterscheiden sich in ihrer Struktur kaum von herkömmlichen Anleihen, jedoch liegt ihr Fokus auf der Verwendung der Emissionserlöse für nachhaltige Zwecke. Emittenten von Green Bonds verpflichten sich, die aufgenommenen Mittel ausschliesslich für Projekte einzusetzen, die positive Auswirkungen auf die Umwelt haben.
Eine innovative Weiterentwicklung stellen die Sustainability-Linked Bonds (SLBs) dar. Bei diesen Anleihen ist der Kupon an das Erreichen klar definierter Nachhaltigkeitsziele geknüpft. Werden die festgelegten Ziele nicht erreicht, steigt der Zinssatz. Dies schafft einen direkten finanziellen Anreiz für Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen und zu erreichen.
Die Emission von Green Bonds und SLBs unterliegt bestimmten Standards und Richtlinien. Obwohl es noch keine verbindlichen gesetzlichen Regelungen gibt, haben sich freiwillige Leitlinien wie die Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA) etabliert. Diese empfehlen Transparenz bei der Verwendung der Emissionserlöse, der Projektauswahl und dem Management der Mittel. Zudem wird eine regelmässige Berichterstattung über die Verwendung der Gelder und deren Auswirkungen gefordert.
Marktentwicklung
Der Markt für nachhaltige Anleihen hat in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wachstum erfahren. Allein im Jahr 2020 wurden weltweit Green Bonds im Wert von 224 Milliarden Euro neu emittiert. Trotz dieses starken Anstiegs übersteigt die Nachfrage nach nachhaltigen Anlagemöglichkeiten weiterhin das Angebot deutlich.
Die Europäische Union treibt die Entwicklung des Marktes für grüne Anleihen aktiv voran. Im Herbst 2021 emittierte die EU erstmals einen eigenen Green Bond. Das ambitionierte Ziel ist es, bis 2026 grüne Anleihen im Gesamtvolumen von rund 250 Milliarden Euro auszugeben. Diese Initiative unterstreicht die wachsende Bedeutung nachhaltiger Finanzierungsinstrumente auf staatlicher Ebene.
Auch der Markt für Social Bonds, die soziale Projekte finanzieren, verzeichnete insbesondere im Jahr 2020 ein starkes Wachstum. Die COVID-19-Pandemie hat diesem Segment einen zusätzlichen Schub verliehen. Sustainability Bonds, die sowohl ökologische als auch soziale Ziele verfolgen, ergänzen das Spektrum nachhaltiger Anleihen.
Chancen für Anleger
Für Investoren bieten Green Bonds und SLBs attraktive Möglichkeiten, ihr Kapital nachhaltig und ertragreich anzulegen. Sie ermöglichen es, finanzielle Renditen mit positiven Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu verbinden. Die steigende Nachfrage nach diesen Instrumenten kann zu einer Outperformance gegenüber konventionellen Anleihen führen.
Ein wesentlicher Vorteil für Anleger ist die erhöhte Transparenz. Emittenten von Green Bonds und SLBs sind verpflichtet, regelmässig über die Verwendung der Mittel und die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele zu berichten. Dies ermöglicht Investoren eine bessere Einschätzung der tatsächlichen Nachhaltigkeitsleistung ihrer Anlagen.
Die Vielfalt der finanzierten Projekte bietet Anlegern die Möglichkeit, in verschiedene Bereiche der nachhaltigen Entwicklung zu investieren. Von erneuerbaren Energien über energieeffiziente Gebäude bis hin zu sauberem Transport – das Spektrum der Anlagemöglichkeiten ist breit gefächert.
Allerdings ist es für Anleger wichtig, die Qualität und Glaubwürdigkeit der angebotenen Green Bonds und SLBs sorgfältig zu prüfen. Die Entwicklung einheitlicher Standards und Zertifizierungen, wie der geplante EU Green Bond Standard, wird in Zukunft zu mehr Vergleichbarkeit und Sicherheit für Investoren führen.
Insgesamt bieten grüne Anleihen und Sustainability-Linked Bonds Anlegern die Chance, aktiv zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beizutragen und gleichzeitig von den Chancen dieses wachsenden Marktsegments zu profitieren.
Nachhaltige Altersvorsorge gestalten
Die Gestaltung einer nachhaltigen Altersvorsorge gewinnt zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Menschen möchten nicht nur für ihre finanzielle Zukunft vorsorgen, sondern auch einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten. Diese Entwicklung spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit wider und hat einen Einfluss auf den gesamten Finanzmarkt.
Optionen
Bei der Gestaltung einer nachhaltigen Altersvorsorge stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Eine Möglichkeit ist die betriebliche Altersvorsorge, die in den letzten Jahren durch gesetzliche Änderungen attraktiver geworden ist. Seit 2019 sind Arbeitgeber verpflichtet, bei neuen Verträgen einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent zu leisten. Allerdings ist das Angebot an nachhaltigen Optionen in der betrieblichen Altersvorsorge noch begrenzt.
Eine Alternative bietet die private Vorsorge, bei der Anleger mehr Flexibilität haben, um ihre individuellen Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen. Hier können Anleger beispielsweise auf fondsgebundene Rentenversicherungen zurückgreifen, die in nachhaltige Fonds investieren. Ein Beispiel dafür ist Pangaea Life, eine Marke der Bayerischen, die Nachhaltigkeit mit einer sicheren und rentablen Altersvorsorge verbindet. Diese Fonds investieren in Bereiche wie Windenergie oder Wasserkraft.
Bei der Auswahl nachhaltiger Anlageprodukte spielen ESG-Kriterien (Environmental, Social, and Corporate Governance) eine wichtige Rolle. Diese Kriterien berücksichtigen ökologische, soziale und verantwortungsvolle Unternehmensführungsaspekte. Anleger können sich an Nachhaltigkeits-Indizes und Bewertungen unabhängiger Finanzdienstleister wie Morningstar orientieren, um die Nachhaltigkeit von Fonds zu beurteilen.
Renditeerwartungen
Eine häufige Sorge bei nachhaltigen Investments ist, dass sie möglicherweise geringere Renditen erzielen könnten. Zahlreiche Studien zeigen jedoch, dass nachhaltiges Anlegen dem traditionellen Vermögensaufbau in nichts nachsteht. Die Mehrheit der Forschungsergebnisse kommt zu dem Schluss, dass der Einbezug von ESG-Faktoren zu einer gleich guten oder sogar besseren Performance sowohl der Unternehmen als auch für ihre Investoren führt.
Eine Meta-Studie, die rund 1800 Einzelstudien analysierte, ergab, dass in 75% der Fälle ein neutraler oder positiver Zusammenhang zwischen ESG-Performance und finanzieller Performance bestand. Nur in 11% der Fälle wurde ein negativer Beitrag festgestellt. Diese Studien fanden positive Korrelationen zwischen der ESG-Performance und der betrieblichen Effizienz, der Aktienperformance und niedrigeren Kapitalkosten.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die meisten Anleger einen Nachhaltigkeitsansatz nicht primär aus Renditeüberlegungen wählen, sondern um ihre Wertvorstellungen zu schützen. Dennoch zeigen die Daten, dass Unternehmen, die ökologischen und sozialen Aspekten eine angemessene Bedeutung beimessen und eine vorbildliche Unternehmensführung aufweisen, auf lange Sicht tendenziell erfolgreicher sind.
Langfristige Perspektiven
Die langfristigen Perspektiven für nachhaltige Altersvorsorge sind vielversprechend. Der Trend zu nachhaltigen Investments wird voraussichtlich anhalten und sich weiter verstärken. Dies wird durch verschiedene Faktoren begünstigt, darunter regulatorische Entwicklungen und ein zunehmendes Bewusstsein für die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Gesellschaft.
Die Europäische Union treibt mit ihrer Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten und anderen Regulierungen die Entwicklung des nachhaltigen Finanzmarktes voran. Dies wird voraussichtlich zu einer verbesserten Transparenz und Vergleichbarkeit nachhaltiger Anlageprodukte führen, was Anlegern die Entscheidungsfindung erleichtern wird.
Gleichzeitig stehen die Altersvorsorgesysteme vor Herausforderungen durch demografische Entwicklungen. Die Alterung der Bevölkerung führt zu einem steigenden Bedarf an effizienten und nachhaltigen Vorsorgelösungen. Laut Projektionen des Bundesamts für Statistik werden die demografieabhängigen Ausgaben der öffentlichen Haushalte von 17,2 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) auf 19,8 Prozent im Jahr 2060 ansteigen.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, werden innovative Ansätze diskutiert. Ein Vorschlag des Centre Patronal sieht beispielsweise vor, den Anspruch auf eine volle Rente von der Anzahl geleisteter Beitragsjahre abhängig zu machen, anstatt ein starres Rentenalter festzulegen. Solche Modelle könnten dazu beitragen, die Altersvorsorge flexibler und nachhaltiger zu gestalten.
Insgesamt bietet die nachhaltige Altersvorsorge die Möglichkeit, finanzielle Sicherheit im Alter mit einem positiven Beitrag zu Umwelt und Gesellschaft zu verbinden. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Informationen und Produkten sowie der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Finanzwelt werden Anleger in Zukunft noch bessere Möglichkeiten haben, ihre Altersvorsorge nach ihren individuellen Werten und Zielen zu gestalten.
Schlussfolgerung
Der Wandel zu nachhaltigen Investments hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Finanzwelt. Anleger haben heute vielfältige Möglichkeiten, ihr Geld umweltfreundlich und sozial verantwortlich anzulegen – von grünen Anleihen über nachhaltige ETFs bis hin zu ethischen Banken. Diese Entwicklung spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für Klimaschutz und soziale Verantwortung wider und trägt dazu bei, Kapitalströme in eine nachhaltigere Wirtschaft zu lenken.
Für Investoren bietet nachhaltiges Anlegen die Chance, finanzielle Renditen mit positiven Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu verbinden. Studien zeigen, dass nachhaltige Investments durchaus wettbewerbsfähige Renditen erzielen können. Mit strengeren Regulierungen und mehr Transparenz wird dieser Bereich voraussichtlich weiter an Bedeutung gewinnen. So können Anleger aktiv zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen und gleichzeitig von den Chancen dieses wachsenden Marktes profitieren.